Am Internationalen Tag des Lichts am 16. Mai feiern wir eine bahnbrechende Errungenschaft: das künstliche Licht. Besonders die Entwicklung der öffentlichen Beleuchtung spiegelt unseren Fortschritt, unsere Ambitionen und unsere wachsende Verantwortung der Umwelt gegenüber wider.
Licht hat eine faszinierende Entwicklung hinter sich – vom Statussymbol zur intelligenten, verantwortungsbewussten Technologie. Heute zählt nicht mehr nur Helligkeit, sondern smartes und effizientes Leuchten. Erfahren Sie in unserem Newsletter, wie sich unser Umgang mit Licht wandelt und warum das wichtig für unsere Zukunft ist.
Unsere Reise beginnt bei der offenen Flamme. Aus einfachen Kienspänen entwickelten sich Fackeln. Später revolutionierte die Öllampe mit ihrem Docht die Beleuchtung. Sie ermöglichte ein ruhigeres Licht und nutzte verschiedene Brennstoffe wie Öle und Fette. Im 18. Jahrhundert war Kerzenlicht oft ein Privileg der Wohlhabenden. In dieser Ära wurde das Vorhandensein von auch nur ein wenig künstlichem Licht in den späten Stunden zu einem Zeichen von Wohlstand und schuf Sicherheit. Wer es sich leisten konnte, seine Wege oder gar Teile seiner Stadt zu beleuchten, demonstrierte Macht und technisches Know-how.

Im 19. Jahrhundert trat das Gaslicht auf die Bühne, zunächst als Acetylengas, später als Steinkohlegas für Straßen und Häuser. Das Gasglühlicht brachte weitere Verbesserungen. Doch die wahre Zäsur kam mit der Elektrizität. Nach ersten Versuchen mit Bogenlampen revolutionierte Thomas Edison 1879 die Welt mit der Glühlampe. Anfänglich ein Luxus, setzte sie sich im 20. Jahrhundert durch und veränderte das Leben grundlegend durch die Demokratisierung des Lichts. Es dauerte jedoch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, bis Elektrizität in Mitteleuropa flächendeckend verfügbar war und so auch elektrische Straßenbeleuchtung. Die so geschaffene Beleuchtung wurde zum Inbegriff des modernen Lebens und verstärkte die Vorstellung, dass mehr Licht gleichbedeutend mit Fortschritt und Zivilisation sei.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts folgten effizientere Technologien in der öffentlichen Beleuchtung, wie die charakteristisch orangefarbenen Natriumdampflampen, die ganze Straßenzüge in ein gelbliches Licht tauchten. Jede neue Technologie – zuletzt die LED-Leuchten – versprach mehr Helligkeit. Doch mit dem Fortschritt wuchsen auch die Schattenseiten: Lichtverschmutzung beeinträchtigt jedes Jahr mehr die Umwelt und die Sicht auf den Nachthimmel.
Die Wahrnehmung von Helligkeit hat sich mit der Entwicklung immer leistungsstärkerer Lichtquellen grundlegend gewandelt. Was einst als hell galt, würde im Kontrast zu unserem heutigen Lichtermeer wohl eher als sanftes oder gar schummriges Licht empfunden. Unsere Toleranz gegenüber Dunkelheit hat mit der Veränderung dieser Wahrnehmung abgenommen, während die negativen Auswirkungen auf nachtaktive Tiere und sensible Ökosysteme zunahmen. Die Umstellung auf bläulicheres LED-Licht hat diese Probleme noch verschärft, da es Insekten besonders anzieht, den natürlichen Rhythmus von nachtaktiven Tieren stört und auch im Menschen Krankheiten verursachen kann.
Glücklicherweise findet hier ein Umdenken statt. Wir beginnen zu verstehen, dass mehr Licht nicht länger das Statussymbol der Zukunft sein sollte. Vielmehr geht es darum, Licht bewusst einzusetzen und Energie zu sparen, Kosten zu senken und unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Der Schutz unserer Umwelt und die Bewahrung der natürlichen Dunkelheit gewinnen an Bedeutung.

Um die öffentliche Sicherheit zu erhalten, liegt die Antwort nicht im einfachen Abschalten der Lichter, sondern in intelligenter Beleuchtung. Stellen wir uns Städte vor, in denen Licht bedarfsgerecht gesteuert wird, durch Bewegungssensoren und adaptive Lichtsteuerungssysteme. Radarsensoren beispielsweise erkennen Bewegungen von FußgängerInnen und Fahrzeugen und erhöhen die Helligkeit nur dann, wenn sie tatsächlich benötigt wird. In ungenutzten Bereichen dimmt das Licht automatisch herunter.
Doch die Entwicklung geht weiter: Die urbane Infrastruktur aus Masten und Leuchten bildet die ideale Basis für Informationsknotenpunkte. Zukünftige Generationen vernetzter Straßenleuchten werden weit mehr sein als reine Lichtquellen. Ausgestattet mit Sensoren, können sie kontinuierlich Umweltdaten wie Luftqualität, Temperatur und Verkehrsfluss erfassen und in Echtzeit an zentrale Systeme übermitteln. Diese wertvollen Informationen speisen die Smart City der Zukunft, ermöglichen eine effizientere Stadtplanung und tragen nicht zuletzt zur Erhöhung der Sicherheit bei, indem beispielsweise Gefahrensituationen frühzeitig erkannt und gemeldet werden können.
Der Internationale Tag des Lichts erinnert uns daran, die immense Bedeutung des Lichts wertzuschätzen, aber auch unseren Umgang damit kritisch zu überdenken. Reduzierter und intelligent gesteuerter Lichteinsatz ist das neue Statussymbol – ein Zeichen von Verantwortung, ökologischem Verständnis und technologischer Reife. Es ist an der Zeit, dass unsere Städte nicht länger im Überfluss erstrahlen, sondern intelligent leuchten, zum Wohl von Mensch und Planet.
Quellen und weiterführende Lektüre:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Beleuchtung
https://de.wikipedia.org/wiki/Gasbeleuchtung
https://de.wikipedia.org/wiki/Natriumdampflampe
https://de.wikipedia.org/wiki/Energiesparende_Leuchtmittel
https://de.wikipedia.org/wiki/Smart_City
https://www.licht.de/de/grundlagen/ueber-licht/geschichte-des-lichts
https://www.licht.de/de/grundlagen/beleuchtungstechnik/led/so-funktionieren-leds/geschichte-der-led
https://www.planet-wissen.de/technik/erfindungen/kunstlicht/index.html#LED
https://www.dhm.de/blog/2016/08/25/die-elektrifizierung-deutschlands/